Veröffentlicht am Nutrias in Ostfriesland angekommen

Nutria

EMDEN – Jetzt ist die Gewissheit da: Die Nutria hat das Gebiet des Ersten Entwässerungsverbandes Emden endgültig erreicht. Am Mittwoch wurde laut Obersielrichter Reinhard Behrends ein Exemplar dieser Art in den verbandseigenen Gewässern gesichtet.  Lange schon hat man den Riesennager erwartet, denn sein Verbreitungsgebiet erstreckte sich in den letzten Jahren immer weiter in Richtung Küste. Mit der Ankunft des aus Südamerika stammenden und bis zu einem Meter groß werdenden Tieres, das auf dem ersten Blick schnell mit dem heimischen Biber zu verwechseln ist, kommen auch Probleme auf den Binnenhochwasserschutz zu.

Starke Wühlschäden im Deich und an den Ufern der Entwässerungsgräben sind zu erwarten. Die Gefahr der Unterhöhlung nimmt jetzt akut zu, hieß es gestern Vormittag. Nutrias könnten problemlos zwei bis drei Kubikmeter Erdmasse unterhöhlen und würden auch vor Straßen und Wegen nicht halt machen. Die Eingänge ihrer Bauten liegen auch nicht wie beim Biber unterhalb der Wasseroberfläche, sondern sind deutlich sichtbar an den Ufern der Gewässer auszumachen.

Durch ihren massiven Wühldrang, so Verbandsingenieur Jan van Dyk, entsteht eine direkte Gefahr für den Binnenhochwasserschutz. Nutrias würden Löcher und Gänge in Deiche und Uferböschungen graben. Bei der Nahrung nicht sehr wählerisch Durch die Unterhöhlung drohen Deiche und Dämme bei Hochwasser einzubrechen oder Straßen zu versacken. Auch für die Entschlammung oder das Mähen der Kanten eingesetzte Maschinen drohen in den bis zu 60 Zentimetern großen Löchern und weitverzweigten Gängen einzubrechen, was an Bildern verdeutlicht wurde.

Der tag- und nachtaktive Nager vermehrt sich rasend schnell, schon mit fünf Monaten sind die Jungtiere geschlechtsreif. Bei jeder Geburt sind sechs bis acht Jungtiere die Regel. Ganzjährig können sie sich vermehren, drei Würfe im Jahr sind möglich, hieß es in dem kurzen Vortrag. „Ein Paar Nutrias kann der Grundstein für bis zu 15000 Tieren in drei Jahren sein”, erklärte van Dyk. Bei der Nahrung sind sie zudem nicht wählerisch, alles was die Felder und Uferböschungen hergeben, wird vertilgt. Neben vornehmlich pflanzlicher Nahrung dienen aber auch Muscheln und Kleinsttiere als Imbiss. Behrends appellierte an die Gremiumsmitglieder, jede einzelne Sichtung unverzüglich der Verwaltung zu melden. In enger Abstimmung mit der Jägerschaft und Behörden soll die gezielte Bejagung des Nutrias erörtert werden. Als „jagdbares Wild” sind sie bereits eingestuft, es bedarf aber noch einer detaillierten Planung der gezielten Jagd, dieser in der Fachsprache als invasive Art eingestuften Nager.

Quelle: Ostfriesischer Kurier v. 21.7.2017

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