Veröffentlicht am Amphibienschutz versus Gänseschutz

Der Dipl.-Biologe Jens Kleinekuhle hat eine Studie über den Einfluß von Gänsen auf die Lurchenfauna veröffentlicht.

Er schreibt:

„Konflikte im Zusammenhang mit steigender Anzahl rastender und standorttreuer Gänse sind aus dem landwirtschaftlichen Bereich hinlänglich bekannt. Weniger im Fokus der Öffentlichkeit hingegen ist der Einfluss von Gänsen auf Gewässer und Amphibienvorkommen. Besonders Grasfrösche und Molche sind auf kleinere Stillgewässer mit entsprechender Gewässervegetation angewiesen. Während der Laich der Grasfrösche als Ballen aufschwimmt und gut sichtbar ist, werden die Eier der Molche einzeln an Wasserpflanzen geheftet.

Molch

Die zunehmende Zahl an Standgänsen wie der Graugans (Anser anser) und in jüngerer Zeit auch der Nilgans (Alopochen aegyptiaca) sowie nordischer Gänse, hier vornehmlich der Nonnengans (Branta leucopsis), welche noch in großer Anzahl bis Mitte Mai in Norddeutschland verweilt, können einen erheblichen Einfluss auf Wasserqualität, Gewässerflora, Laich und Larven von Lurchen haben. Kleingewässer werden binnen kurzer Zeit stark verkotet und verunreinigt, die Wasserqualität sinkt, die Vegetation verändert sich. Wasserpflanzen und mit ihnen der Laich werden von den Gänsen gefressen, z. T. werden auch Laichballen und Larven gezielt gefressen; ein bestandserhaltender Reproduktionserfolg der im Bestand meist rückläufigen Lurche bleibt aus. Der Einfluss von Gänsen auf Kleingewässer und Amphibien ist offensichtlich kein Einzelfall, der sich allein auf die Insel Borkum bezieht. Auch auf dem ostfriesischen Festland und im Landkreis Wesermarsch mit starken Gänsevorkommen konnte in
den letzten Jahren lokal ein starker Einfluss auf Gewässer und die Amphibienfauna beobachtet werden.“

Die komplette Studie ( KLEINEKUHLE, J. (2014): Beitrag zur Lurchfauna der Ostfriesischen Nordseeinsel Borkum (Amphibia) kann beim Biologischen Institut für Freilandökologie in Oldenburg angefordert werden.