Veröffentlicht am Projekt „Einfluss der Gänseäsung auf die Baltrumer Westweide“

Auf der Nordeeinsel Baltrum wird der Personen- und Gütertransport ausschließlich von Pferdegespannen durchgeführt. Daher ist eine ausreichende Versorgung der Zugpferde mit ertragreicher Weidefläche für die Baltrumer Betriebe wichtig. Die Gemeinde Baltrum besitzt 65 ha eigene Weidefläche im Deichvorland, welches sie an den Baltrumer Weideverein verpachtet hat.

Diese Weidefläche ist in drei Zonen eingeteilt, die Ostweide, die Mittelweide und die Westweide. Diese drei Teilstücke werden im Rahmen eines Beweidungsmanagements von den Reit- und Zugpferden des Weideverein beweidet. Interessant ist dabei die 10 ha große Westweide. Sie wird vom 15.10. – 15.05. eines jeden Jahres nicht durch Pferde beweidet. Damit eignet sich sich hervorragend für eine Dokumentation welchen Einfluß die zunehmende Beanspruchung der extensiv genutzten Weideflächen durch die steigenden Gänsebestände auf der ostfriesischen Insel hat.

Allein auf Baltrum hat sich der Brutbestand der Graugans zwischen 2014 und 2018 verfünffacht:

Über alle ostfriesischen Inseln (ohne Wangerooge) gerechnet, hat sich der Brutbestand in diesem Zeitraum auf 1946 Brutpaare mehr als verdreifacht.

Seit 2015 sind vermehrt Einflüge von Nonnengänsen auf Baltrum zu verzeichen. Eine nordische Gänseart, die früher nicht auf der Insel vorkam. Die Nonnengans ist eine sehr erfolgreiche Gänseart, die sich von einem Populationstief in den 1960 Jahren von ca.  60.000 Exemplaren auf inzwischen über 1,2 Mio. Individuen erholt hat und deren Bestand weiter anwächst. ††

Nonnengänse auf der Westweide

Hauptsächlich wird die Weidefläche auf Baltrum im Frühling durch Ringelgänse, Nonnengänse und Graugänse beansprucht. †

Nonnengänse und Ringelgänse

Am 6.3.2019 wurden Bereiche auf der Westweide durch ein Schutzgitter vor der Beweidung durch Gänse geschützt.

Schutzgitter Fläche 1 qm

Mit Beginn der Beweidung durch die Baltrumer Zugpferde wurden das Schutzgitter Mitte Mai wieder entfernt und die Auswirkungen auf die Biomasse dokumentiert:††

Ergebnis: Die Artenvielfalt und auch die Wuchshöhe/Biomasse ist innerhalb des Schutzgitters signifikant höher, als in den umliegenden ungeschützten Bereichen:

Fläche neben dem Schutzgitter

Allein hochgerechnet auf die ca. 10 ha große Westweide beträgt in diesem Jahr der Frischmasseverlust 73 Tonnen.

Kleines Nachspiel dieses Projekts:

Die Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer lies es sich nicht nehmen den verwantwortlichen Insulaner für die Durchführung dieses Projektes bei der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Aurich anzuzeigen. Die Begründung lautete, dass es sich hierbei um ein „nicht genehmigtes Projekt – unabhängig von der Größe – im Nationalpark handeln würde, das geeignet wäre die Natur zu verändern.“  Der Ostfriese würde dazu nur sagen: „De hem kien Mittelschoot in Nös“ und auch Otto Normalbürger kennt es nur so, dass man erst einmal miteinander spricht, bevor man aus einer Mücke einen Elefanten macht. In diesem Sinne Munter hollen.