Veröffentlicht am Vogelgrippe hält Land fest im Griff

TIERSEUCHE Agrarminister Meyer macht auch „Schlampereien“ für Ausbreitung des Erregers verantwortlich

Bisher flossen 15,5 Millionen Euro an Entschädigung. Fast 800 000 Tiere mussten sterben.

VON GUNARS REICHENBACHS, BÜRO HANNOVER HANNOVER/IM NORDWESTEN –

Kein Ende der Tierseuche: Die Vogelgrippe hält Niedersachsens Nordwesten weiter fest im Griff – mit dem Landkreis Cloppenburg als Schwerpunkt. In Garrel werden nicht nur die 9500 Puten aus einem Verdachtsstall getötet, sondern auch 7200 Puten aus einem Betrieb in der Nachbarschaft.

Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne) macht auch menschliche „Schlampereien“ dafür verantwortlich, dass die tödlichen Erreger von Stall zu Stall über den Gebrauch gemeinsamer Maschinen und über Personal übertragen wurde. Offenbar seien nicht immer die strikten Hygiene-Vorschriften umgesetzt worden, kritisierte Meyer am Freitag im Landtag.

Der Agrarminister verwahrte sich zugleich in einer emotionalen Fragestunde gegen den Vorwurf der Opposition, in einem Fall seien Tiere in einem Garreler Stall wegen seines Verbots nicht getötet worden. Damit habe Meyer die Ausbreitung des Virus begünstigt. „Zum Zeitpunkt der Entscheidung, 12000 Tiere nicht zu töten, gab es keinen Verdachtsfall in dem Stall. Erst später bestätigte eine Untersuchung den Vogelgrippe-Erreger“, betonte Meyer, der zugleich dafür kämpft, dass die Geflügelbetriebe, die vor allem Freiland-Eier produzieren, Schadenersatz für die lange Zeit der Aufstallung erhalten. „Doch der Bund lässt die Rassegeflügelhalter im Stich“, kritisierte Meyer. Die Geflügelwirtschaft geht von einem Schaden von 40 Millionen Euro in der Freilandhaltung aus, so Verbandschef Friedrich-Otto Ripke, weil die Eier nicht mehr als vier Cent teurere Freiland-Eier verkauft werden konnten.

Die Geflügelhalter haben bisher 15,5 Millionen Euro an Entschädigungen aus der Tierseuchenklasse und vom Land erhalten. Wegen der Vogelgrippe mussten bisher 792000 Tiere getötet werden, darunter 626000 Puten, 94000 Legehennen und 69000 Enten.

Quelle: Ostfriesischer Kurier, 8. APRIL 2017