Veröffentlicht am Runder Tisch zum Schutz der Uferschnepfe auf Langeoog

Auf Langeoog ist der Brutbestand der Uferschnepfe rückläufig, wie der Norderneyer Biologe Hartmut Andretzke von der Firma Bios kürzlich auf Langeoog im Rahmen eines runden Tisches zum LIFE-Projekt „Wiesenvogelschutz“ berichtete. An dem Gespräch nahmen 16 Personen teil, darunter Vertreter der Langeooger Jägerschaft, des Tier- und Igelschutzteams Langeoog, der Nationalpark-Wacht und der Inselgemeinde.

Uferschnepfen

Seitens des LIFE-Projektes des Landes Niedersachsen hatte die Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer und der Projektpartner BEF eingeladen. Das LIFE-Projekt habe zum Ziel, die Brutbestände der Uferschnepfe und anderer Wiesenvögel zu schützen. Auf Langeoog brüten etwa 30 Paare dieser vom Aussterben bedrohten Vogelart.

Thema des Abends waren der Schutz der Uferschnepfe und anderer bodenbrütender Vögel auf Langeoog. Dazu referierte Hartmut Andretzke, der im Auftrag des LIFE-Projektes seit einigen Jahren den Bruterfolg der Uferschnepfen auf Langeoog und anderen Inseln untersucht. Der Bruterfolg auf Langeoog sei – im Vergleich zu Norderney oder Borkum – verhältnismäßig niedrig und liege weit unter dem für den Bestandserhalt erforderlichen Wert. Der Brutbestand der Uferschnepfe auf Langeoog sei daher rückläufig. Die Ostfriesischen Inseln seien von Natur aus frei von Raubsäugern wie Igeln oder Ratten, die insbesondere bodenbrütende Vögel bedrohen. Gelangten trotzdem Raubsäuger auf die Insel, seien nicht nur Wiesenvögel stark bedroht, sondern auch die großen Seevogelkolonien. Da die Inseln eine Schlüsselstellung beim Schutz der Vogelarten und der gesamten Biodiversität im Wattenmeer einnehmen, hat die Nationalparkverwaltung hier ein besonderes Augenmerk. Die gesicherten Untersuchungen der Biologen hätten ergeben, dass der von Igeln nachts gefressene Anteil der Vogelgelege erheblich sei und den der anderen Säuger deutlich übertreffe.

Die Igel auf Langeoog seien vor Jahrzehnten von Menschen ausgesetzt worden und hätten sich seither zahlreich und bis weit in den Inselosten und damit in den Kernbereichen des Vogelschutzgebietes angesiedelt. So nützlich und sympathisch der Igel als Tier in Gärten auch sei, stelle er für bodenbrütende Vogelarten in Schutzgebieten eine Gefahr dar. Insofern bestehe ein akuter Handlungsbedarf zum Schutz der Uferschnepfe, die hierbei stellvertretend für die zu schützende Insel-Vogelwelt steht, so der Bericht.

Die Nationalparkverwaltung plane daher in Kooperation mit der Firma Bios, in sensiblen Nationalparkflächen auf Langeoog, Igel einzufangen und am Festland in ihren ursprünglichen Lebensräumen wie Wallheckenlandschaften und Wälder im Raum Aurich wieder freizulassen. Dies erfolge in Abstimmung mit den Naturschutz-und Veterinärbehörden des Landkreises.

Quelle: Ostfriesischer Kurier v. 18.09.2017

Unser Kommentar:

Der Bericht im OK ist nett geschrieben, weißt aber inhaltlich einige Ungenauigkeiten auf. Bsp:

Behauptung: Die Uferschnepfe ist vom Aussterben bedroht. Wahr ist: Die Uferschnepfe ist nicht vom aussterben bedroht. Siehe IUCN Redlist. Richtig ist, dass diese Art einen Bestandsrückgang zu verzeichnen hat, der hautsächlich im Verlust geeigneten Lebensraumes begründet liegt.

Behauptung: Der Bruterfolg liege weit unter dem für den Erhalt der Art erforderlichem Wert. Wahr ist, dass Langeoog einen Wert von 0,6 ausweisst. Dazu ein Zitat aus der Fachpublikation „Zum Bruterfolg der Uferschnepfe Limosa limosa 2012-2014 in Niedersachsen. Erste Zwischenergebnisse aus dem LIFEProjekt „Wiesenvogelschutz in Niedersachsen““

In Anlehnung an HELMECKE et al. (2009) und HÖTKER et al. (2007) gehen wir bei einem mittleren Bruterfolg von über 0,7 Juv./BP/Jahr von einem für den Bestandserhalt dieser lokalen Population ausreichenden Bruterfolg aus. Bei einem Mittelwert zwischen 0,5 und 0,7 JV/BP/Jahr ist der Bruterfolg möglicherweise ausreichend und bei Werten unter 0,5 JV/BP/Jahr ist die Fortpflanzungsrate zu gering für den dauerhaften Erhalt der lokalen Population.

Igelfangaktion: Für die Langeooger Vogelwelt sicher ein Gewinn, wenn die Fressfeinde aus diesem Biotop entfernt werden, aber nun werden die Igel im Raum Aurich wieder freigelassen. Brüten dort keine schützenswerten Wiesenvögel?  Igel sind Einzelgänger und haben feste Territorien. Sie zeigen in der Regel jedoch kein Territorialverhalten, sondern gehen Artgenossen aus dem Weg, d. h. die zusätzlichen Igel im Auricher Raum wandern ab oder drängen andere Igel ab. Die Nahrungskonkurrenz unter den Igeln wird erhöht und die Langeooger Igel werden zusätzlichen Gefahren, wie z. b. dem Straßenverkehr ausgesetzt. Und das alles wird mit einer Art gemacht, die dem Naturschutzrecht unterliegt. Zumindest ist dieses Vorgehen fragwürdig und ist mit einem 2 Klassen Naturschutz gleichzusetzen.