Jagd als Kulturerbe

Brauchtum, Rituale, eine eigene Sprache, Musik und jagdliche Kunst sowie die vorkommenden Wildarten und das Land selbst formen unsere eigene, ganz spezielle Jagdkultur. Uns Friesen verbinden die Wildarten, das Land und die Sprache.

 

Stockenten
Stockenten

Die flache Landschaft hinter den Deichen, geprägt von der Landwirtschaft und Milchviehhaltung, strukturiert durch typische Wallhecken und Knicks, sowie durch hohe trockene Geestrücken ist ein idealer Lebensraum für Hase, Fasan und Co. So ist es nicht verwunderlich, wenn die dörfliche Treibjagd auf ebendiese Tiere ein fester Bestandteil der friesischen Kultur ist. Anekdoten und interessante Berichte aus alter Zeit veröffentlichte Heinrich Buurmann in seinen Büchern Jagd – Geschichten aus Ostfriesland, Band I und II. So werden z. B. nach jeder Treibjagd in Ostfriesland die Knobelbecher gestürzt, um einen Teil des erlegten Wildes zu vermarkten. Die wichtigsten Knobelspiele findet man auf der Homepage von Claas Janssen erklärt. Eine besondere Rolle spielt dabei der „Auktionator“, der einzelne Würfe versteigern kann, um den Gewinn für die Jagdkasse zu erhöhen. Da die Friesen ihr Niederwild sehr zu schätzen wissen, verstehen sie auch die Notwendigkeit der intensiven Bejagung von Prädatoren. Auch hierzu liefert die Homepage von Claas wertvolle Informationen. Speziell zur Thematik Baujagd.

Als Kulturerbe versteht man ebenfalls historische Jagdtradition – wie z. B. den Fang von Wildenten in sogenannten Entenkojen. Eine holländische Erfindung aus dem 13. Jahrhundert zum Massenfang von Wildenten. Seefahrende Nordfriesen brachten diese Jagdmethode im 18. Jahrhundert mit nach Hause. Die Entenkojen waren im vorherigen Jahrhundert sehr erfolgreich und auch wirtschaftlich bedeutsam. So wurde z. B. in der Amrumer Vogelkoje in Meeram zwischen 1867 und 1935 insgesamt 417.569 Enten gefangen, meist Spießenten, Pfeifenten und Krickenten. In der Alten Oevenumer Koje auf Föhr wurden zwischen 1730 und 1983 sogar 3.033.579 Enten gefangen. Heute dienen die Entenkojen nur noch wissenschaftlichen Zwecken, indem die gefangenen Enten beringt werden, um mehr über Ihre Lebensweise zu erfahren.

Modell einer Entenkoje
Modell einer Entenkoje

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Manche Jagdtraditionen sterben aus oder werden in andere – gesellschaftlich akzeptable Formen – überführt. Ein prominentes Beispiel aus unserer friesischen Region ist die Seehundsjagd. Die Jagd auf den Seehund wurde bis Anfang der 70er Jahre vornehmlich auf den friesischen Inseln durchgeführt. Für damals 10,- DM bekam man beim Lösen des Jagdscheins einen zusätzlichen Erlaubnisschein für die Erlegung eines HundesErlaubnisscheinSeehundDie Jagdzeit begann ab dem 16.07. und war für die insularen Jagdführer ein lohnendes Geschäft mit anreisenden Jagdgästen aus dem Inland. Heutzutage wird die Seehundsjagd nur noch durch wenige Spezialisten im Rahmen von Jagdschutzaufgaben ausgeübt. In Schleswig-Holstein sind es die staatlich bestellten Seehundsjäger und in Niedersachsen die sogenannten Wattenjagdaufseher.

Seehunde auf einer Sandbank
Seehunde auf einer Sandbank

Allgemein mit der Thematik Jagdkultur beschäftigt sich im deutschsprachigen Raum das Forum lebendige Jagdkultur e. V.

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